Deze website wordt niet langer ondersteund in Internet Explorer. Update hier je browser voor een betere ervaring.

Besmette Stad | Esther Kinsky

Esther Kinsky geeft met 'Bruch' een artistiek antwoord op 'De Aftocht' uit Paul van Ostaijens bundel Bezette Stad.
Door Esther Kinsky op 1 nov 2021
Tekst
Literatuur & taal
Besmette Stad

Klang

bruch und einrücken

der widerworte zur

kleinlauterkeit und dem unbehagen

in der natur.

Stillgestanden

zum pfeiflaut der un-

verdrossenen vögel dem

flügelgespitzten schwingschatten

im gegenlicht das

klingt nach befehl.

Aufmarsch heimlicher wörter

bereits gestiefelte

musterriegen abtrünniger lesart.

Erbleichte welt

rühr dich die bajonettchen

tragen die spitzen verschneit

zur unzeit hinterm winter

weht ein anderer wind.

 

 

 

So geht die erinnerung : laue lüfte blaue bänder : frühling ach die erprobten muster der läuterung : sie haben hinters licht geführt tönend und schwirrsam in schatten gegängelt : von hier aus geht der zweischneidige blick in gewesen und werden : fürs erste sind nun schritte verhallt und schmelzwasser steht in den spurrillen : tiefes gewölk hat sich verzogen und hochnebel blasst : noch tut sich der blick schwer mit dem schattenlosen licht und die fingerkuppen ertasten fremde textur vergessene schrift ausgezifferte pfade : gelände unliniert.

 

 

 

Jetzt solls dem gesprech

solls ihm an den kragen gehn

geht das gerücht welches

auch den schnee ausgestreut hat

den verheißungsvoll weichen bis er

halshoch lag nur die häupter

einzelner sich noch hielten

über dem weiß.

So wurde von jeher verderben

geübt nur fallen

soll kein wort hart nur

keine bleibenden spuren.

Das war ein mühsamer marsch

unterm schnee die hände

fuhren durchs knirschen

als probegeräusch in der

prüfung auf reim und silbig

geläufigen zungenschlag

die knöchel verschrammten

an schlehbusch und ginster

frostrufe glitzerten

kurz und zerklirrten

alle hieß es dann alle

trugen doch die winterkluft

bis übern mund keiner trotzte

und keiner

will wind bekommen haben

vom zähneklappern

des nächsten.

 

 

 

Dunkler vorschein von erde und seitwärts gebürstetes buschwerk : zusetzender anblick und frage : wohin mit den richtungen der verschiebung von gelände verstörung des lands : wohin mit der hadermontur : wie ist es den dingen ergangen in der eingeschneiten zwischenzeit der teilentblößten wurzeln : verlernt ragen die namen schief und schartig aus abgegangenem geröll in halberinnertes : ach seidelbast einstige botschaft wohin mit dem aufbruch : der bäume spillerschatten will was vom leben und treibt : frühere engel noch müd und flügellahm : zum eckenstehen verargt wittern sie gesang nur vom hörensagen : die schwingen murren im wind und wollen sich spreiten wie dazumal: ach flug über geräumtes gebiet über leere über hinfällige abwehr : ahnung von horizont das dünne band sprachsaum errötet.

 

 

 

War das ein lied

welch ein lied ein

leislied gesummt

will es sein das ist

doch das mindeste

im gegenlicht der

kiebitzrufe ewige

zweisilber die jedem

noch ans gemüt gehn

in ihrer fraglichkeit.

Eingeschliffen

die kehlvibration dazu

runzliges knistern

der schlehen

stimmt sich ein auf die

vorjahrsgeräusche

fruchtkronen bröckeln

trocken aus dem verbleib

dem ungehaltenen schweigen

ins mundhalten abwenden

der augen vom aufruhr

 ungerufen der erbangten

verweigerung ist doch das maul

gestopft.

Die matten knöpfe

springen vom filztuch naht

um naht klafft in den kehlen

hungert der knacklaut

nach einer musik.

 

 

 

Lind soll es zugehn beim allseitigen hinaustreten ins licht : ein lob dem äther seiner helligkeit und milde : staunen wird empfohlen im angesicht sprießender dinge : entzücken an zukünftigem flieder und seinerzeitigem gewölk bauschig und zart : hingerissenheit ob des gelben gezüngels von staubfäden auf vermehrung angelegt mit blütenfülle im sinn : springtime! einiges stimmt ein : laut bahnt sich an  : entstockt nimmt ein rinnsal der stimmchen den anfang : immerhin aus der unzeit erwirkt ins offne ins offne : wege nehmen gestalt an verlaufen von namentlichem gesäumt : in ferne.

 

 

 

Was

ist das loswort versprochen

soll versprochen sein ein

zungengebrochenes lautstück

dem einen und

andern steht es schon

auf der stirn geschrieben

auf gehts auf ein neues

glänzt eine dünne

tonspur rändelt

den lichtknick des frühjahrs.

So geht es

von unbill zu unbill

im heitern dazwischen

findet sich alles zu

zunge und laut und die dinge

gelangen zurück

zu abhandenen namen

nehmen sich selbst kurz

beim wort und

gesang kommt auf

wie es scheint

zumindest

ein ferner

klang.

© Jo Radke

Esther Kinsky

Esther Kinsky ist Autorin von Prosa, Essay, Lyrik und literarische Übersetzerin.

In ihren Texten geht es vor allem um Orte und „Gestörtes Gelände“, periphere Zonen, deren Spurenschichten erkundet werden.

 

Die letzten Veröffentlichungen sind: FlussLand Tagliamento; Gedichte (2020); Schiefern. Gedichte, 2020. kő. növény. kökény. Gedichte, (2018), Hain. Geländeroman (2018).

Vertel het verder: